19. Jahrhundert

19. Jahrhundert

1801 - 39 Feuerstellen. Es gab jetzt einen Schiffer, einen Kalk- und einen Ziegelofen sowie einen Förster über 2500 Morgen Holzung.

1801 - Das Vorwerk Baßdorf gehörte nun zu Vietmannsdorf hatte 8 Einlieger, 4 Feuerstellen und 160 Morgen Holz. Die Einwohnerzahl betrug 35.

1804 - 4. August: Joachim Philipp Albrecht von Holtzendorff machte das Justizministerium darauf aufmerksam, dass mancher Bauer, der sich in seinem Elend nicht mehr zu helfen wusste, auf einen Brand hoffte oder ihn selbst herbeiführte, um durch Spenden oder Zahlungen einer Brandkasse Barmittel zum Lebenserhalt zu erlangen.

1806 - Franzosen plünderten erstmals Dorf und Gut. Die Bevölkerung flüchtete und versteckte sich auf dem Eichwerder und Braunenwerder. Die Gutsherrschaft hauste tagelang in einem mit Tannenzweigen überdeckten Erdloch, das Schloss wurde verwüstet und beschmutzt. Die Bibliothek wurde geplündert, nur vor den Werken Friedrichs des Großen machte man halt, diese blieben unberührt.

1812 - Auch während des Russlandfeldzuges Napoleons wurde Vietmannsdorf erneut von den Franzosen geplündert. Wieder musste sich die Bevölkerung tagelang verstecken. Die Gutsherrschaft vergrub ihren Silberschatz und fand ihn nicht wieder. Vielleicht haben ihn die Franzosen gefunden und geraubt. Nachdem Feldzug, den Napoleon verlor, trieben die Russen die Franzosen vor sich her und kamen auch durch unseren Ort. Als Verbündete der Preußen verhielten sie sich aber nicht besser als die Franzosen. Die erste Handlung war, erst einmal den Schulmeister "durchzuprügeln". Es bildete sich das Sprichwort: "Lieber den Franzosen als Feind, als den Russen zum Freund" In den Befreiungskriegen starben 6 Vietmannsdorfer, deren Namen noch heute im Glockenturm der Kirche zu finden sind.

1817 - Baßdorf hatte 21 Einwohner.

1817 - 1. Januar: Nach Aufteilung des Uckermärkischen Kreises gehörte Vietmannsdorf zum Kreis Templin.

1826 - Mit dem Urmesstischblatt von Gollin (Nr. 2947) liegt die erste amtlich vermessene Karte für Vietmannsdorf vor, die jedoch trotz ihrer Genauigkeit erhebliche Mängel aufweist. Es ist jedoch hier der Weg nach Gollin in seiner heutigen Lage zu erkennen.

1829 - Joachim Wilhelm Franz (II.) Philipp von Holtzendorff (14.10.1829 - 05.02.1889) wurde in Vietmannsdorf geboren, er sollte als Rechtsgelehrter zu internationalem Ruhm kommen, der bis heute nicht verklungen ist. Nach einem erfüllten Leben starb Franz II. am 5. Februar 1889 in München und wurde in Großkochberg in Thüringen beigesetzt.

1840 - 39 Wohnhäuser (mit Holland, 4 weitere in Baßdorf).

1842 - Der Rittergutsbesitzer Franz (I.) von Holtzendorff sandte folgendes Rundschreiben anlässlich des Jagdaufenthaltes des König Friedrich Wilhelm IV. in Boitzenburg an alle Bauern, Pächter und Schulzen der Umgebung:

„Seine Majestät der König, welcher sich gegenwärtig in Boitzenburg

zur Jagd aufhält, werden am Sonnabend den 17ten dieses Monats

Nachmittags nach Berlin zurückkehren und gegen Abend Gollin

passieren, wo allerhöchst derselbe anhalten und ausspannen

werden. Zu dem Empfange Seiner Majestät habe ich mancherlei

Empfangsfeierlichkeiten veranstaltet .Namentlich werden sämtliche

Pächter, Schulzen und Bauern aus der Vietmannsdorf und

Dargersdorfer Begüterung zu Pferde zwischen Alte Mühle und Gollin

aufgestellt werden, wo der König mit einem Hurra empfangen werden

soll. Da ich voraussetze, dass die Herrn Schulzen aus den

benachbarten Dörfern mit ihren Bauern sich hierbei anschließen

werden, so fordere ich dieselben auf sich an dem gedachten Tage

Nachmittags 4 Uhr in Gollin zu Pferde einzufinden.

Vietmannsdorf, den 15ten Dezember 1842.   

von Holtzendorff'

1849 - Die Wassermühle wurde ein Opfer der Flammen, da der Müllerbursche offenbar Pulver ins Feuer warf - so die Überlieferung.

1849 - 1879 - Vietmannsdorf ist Kreisgemeinde im Kreis Templin.

1854 - Im Templiner Kreisblatt vom 6.5.1854 lesen wir: In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag brannte in Vietmannsdorf die Wassermühle mit dem Wohngebäude ab.

1857 - 1873 - Im Jahre 1857 wurde das Gut von Franz von Holtzendorff an Felix Freiherr von Stein - Kochberg veräußert. (Ehemann von Anna Katharina von Holtzendorff, diese war die Tochter Franz I. von Holtzendorff und die Schwester Franz II. von Holtzendorff ). - Beschreibung Vietmannsdorfs durch Fidicin 1864

1858 - Das Gut Baßdorf wurde mit den Büdnerstellen zu Baßdorf zu einem Gutsbezirk vereinigt. Bei einer Einwohnerzählung wurden 45 Personen gezählt.

1859 - In diesem Jahr hat die Gemeinde die Anschaffung eines Protokollbuches beschlossen, welches uns heute viele wichtige Informationen über unsere Geschichte liefert.

1859 - Im Templiner Kreisblatt vom 25.10.1859 lesen wir:  "Bekanntmachung. Nachdem die Reparaturarbeiten an der Fließbrücke bei Baßdorf für jetzt beendet sind, wurde die, durch meine Bekanntmachung vom 8. September - Kreisblatt pag. 293 -angeordnete Sperre gedachter Brücke hiermit wieder aufgehoben. Templin den 24. Oktober 1859. Der Landrath von Mettingh." "Nachdem unter der Schafherde des Vorwerks Baßdorf die natürlichen Pocken ausgebrochen sind, muß ich allen Verkehr mit Schafvieh zwischen dem gedachten Etablissement nebst Gemarkung und andern seuchefreien Orten bis auf weiteres bei Vermeidung der gesetzlichen Strafen unterfragen. Die nachbarlichen Schafherden müssen während der Sperre bis auf 200 Schritt von den Grenzen der infizierten Feldmark zurückbleiben. Templin den 25. Oktober 1859. Der Landrath von Mettingh."

1860 - Zum Dorf gehörten 3 öffentliche, 30 Wohn- und 41 Wirtschaftsgebäude und eine Wassergetriebe- und Sägemühle. Zum Gut gehörten 1 öffentliches, 10 Wohn - und 11 Wirtschaftsgebäude, darunter eine Brennerei.

1860 - Baßdorf wurde als Vorwerk mit 4 Wohn- und 6 Wirtschaftsgebäuden genannt.

1861 - Es gab in Vietmannsdorf: 6 Kaufleute, 1 Krämer, 1 Agent, einen Gasthof, eine Sägemühle, eine Wassergetreidemühle mit 3 Gängen (2 Gehilfen), eine Brandweinbrennerei, 1 Fischermeister mit einem Gehilfen, 6 Maurer, 3 Zimmerleute, 1 Schmiedemeister, 3 Schneidermeister, 2 Schuhmachermeister, 2 Tischlermeister mit einem Gehilfen, 2 Böttchermeister. Unter den 485 Einwohnern (Dorf, Gut, Baßdorf und Holland gab 67 Ehen.

1863 - Im Gemeindebuch vom 27.12.1863 ist zu lesen:

„Bei Aufbringung des Schulgeldes scheine keine bestimmte Norm zu walten, es sei dies Geld pro 1862 ganz anders aufgebracht als 1863. Baßdorf müsse so zahlen wie Vietmannsdorf, Büdner wie hier, Einwohner wie hier. "

1873 - Verkauf des „Dominium Vietmannsdorf (Gut) an die AG Industrieverein Vietmannsdorf und Errichtung eines Ringofens für den Industrieverein auf der Gutsfeldmark. Das Stammkapital der AG belief sich auf 320.000 Taler!

1873 - Eröffnung der neuen Schule, heute das Gemeindezentrum „Alte Schule"

1874 - Im April erfolgt die Auflösung des Industrieverein Vietmannsdorf. Die an die Börse gebrachte Aktie fand nur schwachen Anklang.

Auszug aus dem Buch Otto Glagaus: "Der Börsen- und Gründungsschwindel in Deutschland" aus dem Jahre 1874:

Industrieverein Vietmannsdorf, Gegründet Januar 1873,

zum Zwecke der Ausbeutung etlicher Rittergüter im Kreise
Templin, von: Dittmar Leipziger, Amand Bloch, Paul Potocky-
Nelken, Gustav Bartz, Hermaun Würtz, Paul Hoffmann, Gustav
Dittmann, Ed. Kozuszek und Justizrath Lorenz Karsten in
Berlin, Baron Carl August Robert von Stein auf Vietmannsdorf.
320,000 Thaler Actien, welche mit 101—103 an die Börse gebracht
wurden, aber nur schwachen Anklang fanden, weshalb
man im April 1874 die Auflösung beschloss.

1875 - Zu Pfingsten sind laut Templiner Kreisblatt in der "Vietmannsdorfer Forst ca. 60 Morgen 10 bis 25jähriger Schonung ein Raub der Flammen geworden."

1876 - 15. Februar - Zwischen Herrn Hugo Blook, als Vertreter des Herrn Leipziger, und dem Brennmeister Kalz wurde ein Dienstvertrag verabredet und abgeschlossen.

1878 - Nach dem Tod Franz (I.) von Holtzendorff (1871), der als letzter Holtzendorffscher Gutsbesitzer hier seine letzte Ruhe fand, bietet sein Sohn der Gemeinde die Stiftung einer umfangreichen Bibliothek für die Dorfschule an. Im Gegenzug soll die Gemeinde die Grabpflege übernehmen. Die Gemeinde stimmte dem zu und benannte den Lehrer Seile als Bibliothekar. Was aus dieser Stiftung geworden ist lies sich bislang nicht herausfinden.

1878 - Verkauf von Teilen des Gutswaldes durch den Bankier Leipziger an den Forstfiskus zum Revier Reiersdorf.

1879 - Einrichtung der Försterstelle Vietmannsdorf, als Teil des Forstreviers Reiersdorf.

1879 - 1952 - Amtsgemeinde im Kreis Templin.

1880 - Durch Auffinden zweier Dienstverträge, wird angenommen, dass 1880 die Brennerei nicht mehr im Besitz von Leipziger war. 1876 (siehe oben) wird Leipziger genannt, 1880 wird in Lindow der Fabrikbesitzer W. Evers genannt, der mit Kalz einen Dienstvertrag im Zusammenhang mit der Vietmannsdorfer Brennerei schloss.

1883 - Bankier Leipziger hatte noch das Rittergut mit Brennerei (eventuell falsch ??? siehe 1880) und Ziegelei. Er ließ das alte Herrschaftshaus, vermutlich nach einem Brand, abreißen und durch einen Neubau ersetzen.

1884 - Im Templiner Kreisblatt vom 26.1.1884 lesen wir:

Der Vietmannsdorfer Gastwirt Richard Heder wurde wegen Beleidigung des Superintendenten Petrens aus Templin zu einer 6 wöchigen Haftstrafe verurteilt.

1892 - Wegen Baufälligkeit wurde der Fachwerkturm der Kirche von 1742 bis auf Firsthöhe abgetragen und notdürftig abgedeckt. Die Errichtung eines neuen Turmes sollte noch 34 Jahre dauern.

1892 - Am 4. April wurde Otto Neubert in Vietmannsdorf geboren. Er war als Forscher bei den Ausgrabungen des Tutanchamun durch Howard Carter (1923) anwesend und hat den vermeintlichen "Fluch des Pharao" als einer von Wenigen überlebt. In den 30er Jahren folgen Reiseberichte und Filme über Südamerika, das Mittelmeer und der bekannteste Schiffsreiseführer über das "Nordland". Auch nach dem Krieg setzt Neubert seine Reisen und die damit verbunden Reiseberichte fort, die im, von ihm gegründeten, Kösterverlag erschienen. Bis zu seinem Tod 1977 lebte er in Hamburg.

1892 - Die Vietmannsdorfer Ziegelei stellte ihren Betrieb kurzzeitig ein, die Zehdenicker Konkurrenz ist inzwischen zu stark. („Leipziger Katastrophe")

1893 - Nach der „Leipziger Katastrophe" steht die Ziegelproduktion in Vietmannsdorf still. Das Gut wurde an den Regierungs- und Forstrat Nicolaus August Rudolf Godbersen (1841-1915) verkauft, der den Betrieb wieder aufnehmen wollte.

1895 - Bernhard Lösch aus Templin kaufte die „JahnTesche Gastwirtschaft" in Vietmannsdorf und wollte dort zusätzlich eine Schlächterei eröffnen.

1897 - Vollständiger Abriss des Brennofens. Dieser befand sich an der Stelle, wo heute die Försterei Ringofen ist.

1898 - Aus diesem Jahr stammt die Orgel der Kirche von Orgelbauer Hollenbach aus Neuruppin. Sie hat eine mechanische Traktur und 5 Register (Gedackt 8', Oktav 4', Waldflöte 2', Mixtur 3fach, Subbass 16'), dazu eine Pedalkoppel. Der Calcantknopf dient jetzt als Schalter für den Motor.